(Sir) Edwin Henry Landseer wurde 1802, als eines von zahlreichen Kindern des Gravierers und Kunststechers John Landseer, in London geboren. Alle Kinder wurden vom Vater in dessen Kunstfertigkeit unterrichtet und neben Edwin Henry erreichten vor allem sein Bruder Thomas als Kunststecher und sein Bruder Charles als Maler größere Berühmtheit. Ebenso machten sich die beiden Schwestern Jessica und Emma als Künstlerinnen einen Namen. Bereits im jungen Alter von 13 Jahren stellte Edwin Henry Landseer erste Arbeiten an der Royal Academy aus.

 

1824 besuchte er zum ersten Mal Schottland und erlag der Faszination der Highlands. Jahr um Jahr kehrte er zurück, um Szenen aus dem Leben der Einwohner festzuhalten. Ihn zeichnete vor allem seine Fähigkeit und sein Talent aus, Tiere durch präzise Beobachtung in ihrer natürlichen Haltung und in ihrem ureigensten Verhalten charakteristisch darzustellen. Aber auch zahlreiche Schotten von Rang und Namen ließen sich von ihm portraitieren. Edwin Henry Landseer, der sich gerne in der wohlhabenderen Gesellschaft bewegte, konnte damit ein relativ abgesichertes Leben führen. Als zudem Queen Victoria und ihr Gatte Albert Schottland für sich "entdeckten" und ein entsprechend angelegtes Familienportrait von ihm anfertigen lassen wollten, wurde seine gesellschaftliche und künstlerische Beachtung endgültig gefestigt. Und obwohl er diese so bedeutungsvolle Auftragsarbeit niemals fertigstellte, erhielt er dennoch 1850 die Sir-Ehren.

 

Mit einem weiteren Sir, nämlich Sir Walter Scott, verband ihn eine feste Freundschaft. Letzterer äußerte einmal über die Hundeportraits Landseers: "Landseer's dogs are the most magnificient things I ever saw...".

 

Die neuen Patrone des Sir Edwin Henry Landseer waren jedoch an Tiergemälden, welche Jagd- oder Kampfszenen zum Motiv hatten, weniger interessiert. Sie verlangten vielmehr nach Bildern, die ihre Herzen berührten. Speziell in seinen Hundeportraits behandelte er seine Motive daher zunehmend mit einer Sentimentalität, welche uns heute beinahe unangenehm berühren mag. Ein beherrschendes Thema seiner Arbeiten wurde die anscheinend unauflösbare Loyalität der Hunde gegenüber den Menschen. Mehr und mehr wies er den Hunden eher menschliche Attribute zu, mit der wohl berücksichtigten Intention zu parodieren oder auch zu moralisieren. Dennoch verloren seine Bilder aber nie ihre realistische Darstellungskraft und Natürlichkeit, welche ihm nun bereits zu Lebzeiten zu derart großem Ruhm verholfen hatten.

 

Zu Ende der 40er/Beginn der 50er Jahre wurde Sir Edwin Henry Landseer immer wieder von schweren Depressionen heimgesucht. Einige weitere Krankheiten und Nervenzusammenbrüche versuchte er mittels vermehrtem Konsums von Narkotika und Alkohol zu lindern. Trotzdem gab er sein kreatives Wirken niemals auf. 1866 sollte er sogar zum Präsidenten der Royal Academy gewählt werden, was er jedoch ablehnte. Nach 1870 versank er in zunehmender Verwirrtheit.

 

Mit seinem Tod, 1873, hinterließ er die gewaltige Summe von mehr als 200.000 Pfund, was seine Vorrangstellung unter den Künstlern seiner Epoche eindeutig untermauert. Sein Vermögen wird umso beachtlicher, folgt man der zwischenzeitlich vertretenen Auffassung, daß er womöglich kaum Farbgemälde angefertigt hat, sondern die meisten seiner Werke im Ursprung reine Lithographien waren, welche erst später entweder durch ihn selbst oder durch nachfolgende Künstler den Weg zur Farbe fanden. Somit ist es nicht verwunderlich, wenn wir heute so manch ein Portrait mit all seiner typischen Ausdruckskraft "lediglich" als Schwarz-Weiß-Darstellung kennen, während andere frühere Werke dennoch in Farbe existieren. (Besonders neuzeitliche Nachfärbungen sind nicht immer als gelungen zu bewerten, was sowohl die Farbauswahl wie auch die Bearbeitungsmethode betrifft. Ich selbst habe mir z.B. ein colouriertes Exemplar von "Collie Rescuing A Sheep" besorgt und kann mich der vorherrschenden Meinung nur anschließen, daß hier eine Menge Kunst und Charme zerstört wurden.)

***Text (c) Gabriele Bischof***

 

Richard Ansdell wurde 1815 in Liverpool geboren und lebte dort bis in die späten 40er Jahre. Er begann sich erst im Alter von 21 Jahren für die Kunst zu interessieren und das zur florierenden Kunstmetropole aufsteigende Liverpool dürfte dem (Halb-?)Waisen genug Anreiz zur Verfolgung seiner künstlerischen Ambitionen geboten haben. Auch er verdingte sich als Kunststecher.

 

Bei seinen Bildern konzentrierte er sich vor allem auf die Darstellung von Jagdszenen oder Momenten des einfachen Landlebens. Berühmtheit sollte er aber insbesondere durch seine Tiergemälde und hierbei speziell seiner Hundemotive erlangen. 1840 debütierte er mit zwei Bildern an der Royal Academy in London. Bis zu seinem Tode, 1885, stellte er hier insgesamt 149 Werke aus. Von 1837 bis 1852 war er auch Mitglied der Liverpooler Academy und stand ihr sogar zeitweise als Präsident vor.

 

Richard Ansdell verbrachte viel Zeit im schottischen Hochland. Auch besaß er er ein Sommerhaus in Loch Laggan (Inverness). Er genoß und pflegte die Zeiten mit den Hochlandbewohnern bei deren alltäglichen Arbeiten. Möglicherweise wurde er dadurch auch zum Aufbau einer eigenen Schafzucht inspiriert.

 

Für seine Kunstwerke zog er daraus eines seiner beliebtesten Themen: die Highlands, Schäfer in ihrer großartigen Schottentracht (welche einen deutlichen Farbkontrast zur kargeren Landschaft bilden), Highlandschafe mit ihren Jungtieren, Kühe und Kälber, sowie der vertrauensvolle und vertrauenswürdige Collie. Nicht selten findet man auf diesen Bildern auch kreisende Raubvögel vor. Diese gehörten in der Tat zum Alltag der Viehbesitzer. Sie kreisten in der Nähe der Herden, um die Nachgeburten oder auch schon mal das ein oder andere Neugeborene zu ergattern. Immer wieder hielt er Szenarien fest, in denen ein Schäfer ein Lamm in Sicherheit bringt, gefolgt vom Muttertier und begleitet von einem Collie als sichernde Eskorte.

 

Bei der Betitelung seiner Arbeiten ging Richard Ansdell leider sehr schlicht vor. Häufig wählte er ein und denselben Titel für Bilder mit ähnlicher Thematik. Dieses ungewöhnliche Vorgehen macht die Zuordnung seiner einzelnen Kunstwerke nicht immer unbedingt leichter.

 

Zweimal reiste er nach Spanien. Dort fertigte er Skizzen an, die er dann nach seiner Rückkehr auf Leinwand brachte. Auch wenn er sich hierbei um eine höchst realitätsgetreue Darstellung bemühte, so bleibt seine "schottische Beeinflussung" dennoch spürbar.

 

1861 zog Richard Ansdell nach Lythan (Nord-Lancashire) um. Dieses ist insofern erwähnenswert, als seine abgelegenere Wohnstätte nur über eine einzige Zufahrtsstraße zu erreichen war, der dann jedoch ein Zuggleis und schließlich ein ganzer Wohnbezirk angesiedelt wurde. Dieser erhielt den Namen Ansell und bis heute ist es wohl einzigartig, daß ein Städtchen nach einem Künstler benannt wurde und blieb. Es zeigt auch auf, wie angesehen er besonders im Norden Englands war. Die Einwohner Ansdells dürften mit Sicherheit nicht gerade glücklich gewesen sein, als er später nach Hampshire fortzog.

 

Die Arbeiten Richard Ansdells werden machmal mit denen von Sir Edwin Landseer verglichen. Es gibt dabei jedoch eindeutige Differenzen. Richard Ansdell bevorzugte bei seinen Bildern eine feste, nahezu akademische Darstellungsweise. Dieses darf nicht überraschen, da er bereits sehr früh in der Lage war, Freunde und Gönner aus der Aristokratie für seine Kunst zu finden. Er legte weitaus mehr Wert auf den Aufbau seiner Bilder, auf Details der Anatomie und auf die Fellbeschaffenheit der portraitierten Tiere. Auf die für Landseer so typischen vermenschlichenden Zuordnungen verzichtete er dagegen weitestgehend. Seine Farbauswahl mag mitunter etwas unglücklich wirken, wodurch seinen Arbeiten gelegentlich das gewisse Finish zu fehlen scheint. Vielleicht macht aber auch gerade dies "einen echten Ansdell" aus.
***Text (c) Gabriele Bischof***