Jetzt kommen wir doch auch einmal auf die berühmte Lassie zu sprechen und wie wir alle durch Kino und Fernsehen völlig fehlgeprägt wurden. Ein jeder würde wohl Stein und Bein darauf schwören, das Lassie als sablefarbener (brauner) Collie mit einer deutliche Blesse das Licht der Print- und Cinema-Welten erblickte.

Aber das ist ein Irrtum! Im Dezember 1938 veröffentlichte Eric Knight in der Saturday Evening Post erstmalig seine Kurzgeschichte Lassie Come Home
und darin wird der Collie als ein wunderschöner Tricolour ausgewiesen, mit den bekannten weißen Abzeichen und einem Hauch von Zobel. Desweiteren
heißt es dort, dass Lassie eine perfekte schwarze Maske habe. Eine maskenunterbrechende Blesse wird zu keinem Zeitpunkt beschrieben.
Als Lassie Come Home 1940 dann als Roman in Buchform erschien, wurde die bekannte Künstlerin Marguerite Kirmse (siehe auch ColGal Raum12) mit
der Illustrierung beauftragt. Eindeutig ist der von ihr gezeichnete Collie ein Tricolo
ur.
1943 kam der erste Lassie-Film Lassie Come Home (in Deutschland trug er den Titel Heimweh) in die Kinos, welcher sich an die literarische Vorlage an-
lehnte.
Und da haben wir das Zauberwort: anlehnte. Lassie mutierte vom Tricolour zum Sable mit deutlicher Blesse.
MGM hatte die Filmrechte erworben, konnte aber keinen ausreichend gut trainierten Tricolour auftreiben. Auch sollte unbedingt ein Rüde die Rolle ver-
körpern. Nicht nur das Rüden meistens fellmäßig etwas mehr hermachen, nein, die Produzenten wollten natürlich nicht, dass
die monatelangen Dreh-
termine durch eine Läufigkeit und einsetzenden Fellwechsel unkalkulierbar in Verzug geraten könnten. Sables standen da schon eher zur Verfügung,
hatten aber allesamt so ihre kleineren und größeren Probleme mit der Erfüllung der Filmrolle Lassie. Und dann betrat ein
Sable namens Pal das Filmset.
Er war definitiv kein Show-Collie. Größenmäßig lag er deutlich unter der Standardvorgabe und sein Nasenrücken war nicht lang und schmal genug.
Zudem besaß er eine auffällige, breite weiße Blesse, die den Produzenten ziemliche Sorgen bereitete, da sie nicht nur unmodern war, sondern sie auch
die Auswahlmöglichkeiten für nachfolgende Lassie-
Darsteller extrem einschränken würde. Pal hatte damit eigentlich ganz schlechte Karten ein Filmstar
zu werden.
Der Hochwasser führende Sacramento River kam ihm jedoch zu Hilfe. Die Produzenten kamen nämlich auf die Idee, dass sich eine den reißenden Fluss
durchquerende Lassie ganz hervorragend im Film machen würde. Der aktuell
verpflichtete Collie war damit aber überfordert und da man davon ausging,
dass alle nassen Exemplare ähnlich aussehen
würden, erlaubte man Pal sich an der Aufgabe zu versuchen. Das Ergebnis war so erfolgreich, dass er
hernach fest die Rolle von Lassie zugesprochen bekam. Kurzfristige Versuche seine Blesse einzufärben wurden aufgegeben, da sich die Resultate bei
jeder Szene mit Wasser in Wohlgefallen auflösten.

***Text (c) Gabriele Bischof***