Im FCI-Standard Nr.156 ist festgelegt, was einen rassetypischen Collie auszeichnet. U.a. werden dort die drei von der FCI anerkannten Farbvarianten aufgeführt: die Sables, die Tricolours und die Blue Merles. Weiter heißt es dann: "Alle vorgenannten Farben sollten mehr oder weniger die für den Collie typischen weiβen Abzeichen aufweisen. Folgende Zeichnung ist vorzuziehen: weiβe Halskrause, ganz oder teilweise, weiβe Brust, Läufe und Pfoten, weiβe Rutenspitze. Eine Blesse darf auf dem Vorgesicht oder auf dem Schädel oder an beiden Stellen vorhanden sein."

 

Und doch gibt es mitunter auch Collies, mit mehr oder minder großen weißen Fellpartien über den ganzen Körper verteilt oder (noch seltener) rein weißen Körpern und lediglich farbigen Köpfen. Daran erhitzen sich regelmäßig nun die Gemüter und manch einer fragt sich vielleicht, was daran denn wohl so böse sein mag bzw. wie diese Weißen wohl entstehen mögen?

 

Nun, böse ist (wenn denn überhaupt) lediglich der Umstand, daß derart gefärbte Collies im FCI-Standard nicht aufgenommen sind. So viel Weiß fällt nicht mehr unter die geforderten typischen weißen Abzeichen, welche ja ziemlich eindeutig definiert werden. Die Züchter, die einem dem VDH/FCI-angeschlossenen Verein angehören, können somit auch kaum ein Interesse daran haben, Collies mit großflächig weißer Fellfarbe bewußt zu züchten. Würden es objektiv betrachtet auch noch so gute Hunde sein, es würden stets reine Liebhaberhunde bleiben, die sowohl von den Ausstellungen wie auch von der Weiterzucht ausgeschlossen wären.

 

Für die Collies selbst ist daran jedoch so gar nichts böse. Sie sind dadurch weder weniger widerstandsfähiger noch anfälliger für Krankheiten. Es hat auch nichts mit Albinismus zu tun, denn der zeichnet sich markanterweise dadurch aus, daß der Haut die übliche Pigmentierung nahezu bis ganz fehlt. Daran mangelt es den hier angesprochenen Collies jedoch in keinster Weise. Ebenso dürfen diese Weißen auch keinesfalls mit den sogenannten Weißtigern (Cryptic Merles/Double Merles) gleichgesetzt werden. Letztere entstehen allein durch die Verpaarung zweier merlefarbener Collies und werden dann in der Tat mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere gesundheitliche Schädigungen davontragen. Derartige Verpaarungen sind hierzulande als Qualzucht tierschutzrelevant und natürlich verbieten auch seriöse Zuchtvereine ein solches Treiben. Von daher soll darauf hier auch nicht weiter eingegangen werden.

 

Kehren wir also wieder zu den standardgerecht gefärbten, zu den weißgefleckten und zu den weißen Collies mit farbigen Köpfen zurück. Was hat es eigentlich mit dem Weiß auf sich? Warum können u.U. einige Collies weißer als andere Collies auf die Welt kommen? Ganz einfach gesagt: Weiß ist nicht gleich Weiß.

 

An dieser Stelle müßen wir uns mit der Fellfarbenvererbung befassen. Mehrere Genorte auf den Chromosomen unserer Hunde bestimmen in ihrem Zusammenspiel deren letztendliche Fellfärbung. Generell verantwortlich für das Weiß der Collies ist erst einmal ein Genort, der sich Locus S schimpft. Doch die Natur hat sich wohl gedacht: "Da kann man noch mehr raus machen". So gibt es nun verschiedene Ausprägungen des Gens, welche dann über einen zusätzlichen kleingeschriebenen Buchstaben differenziert werden.

 

Si bestimmt ein paar eindeutig lokalisierte weiße Bereiche im Fell unserer Collies. Gerne spricht man in diesem Fall auch von der irischen Fleckung. Das sind dann genau die Collies, die im FCI-Standard beschrieben werden und uns so vertraut sind. Sowohl von der Mutter wie auch vom Vater bekamen sie jeweils einmal das Si vererbt. Sie sind damit absolut reinerbig für die typischen weißen Abzeichen und können keine weiteren weißen Stellen im Fell entwickeln, sprich sie sind: SiSi.

 

Dann gibt es aber auch noch ein Sw, welche eine stärkere weiße Fleckung ansteuert und dann ganz nach dem Zufallsprinzip an jeder beliebigen Stelle sichtbar werden kann. Hier spricht man nun vom Weißfaktor. Bei manchen Collies ist die Sache auf den ersten Blick eindeutig. Überall im Fell können mehr oder minder große auffällig weiße Bereiche auftauchen. Bei anderen muß man länger suchen, weil z.B. ein einziger zusätzlicher weißer Fleck direkt an das als typisch eingestufte weiße Abzeichen grenzt. Das kann man gerne mal übersehen, ist ja auch weiter überhaupt nicht tragisch. Es hat nur einen genetischen Background, der im nächsten Schritt interessant wird. Diese Collies sind jetzt nämlich von der Genetik her betrachtet in jedem Fall mischerbig, sprich: SiSw.

 

Damit sind wir bei der letzten Variante angekommen. Verpaart man nun (unabsichtlich) zwei Collies mit dem genetischen Code SiSw miteinander, so ist es möglich, daß der Nachwuchs ausgerechnet sowohl von der Mutter wie auch vom Vater jeweils einmal das Sw vererbt bekommt. Diese Collies zeichnen sich dann über einen rein weißen Körper aus, haben aber in jeden Fall noch einen farbigen Kopf. Sie sind nun reinerbig für: SwSw.

***Text (c) Gabriele Bischof***