"The Queen in the Highlands: A visit from her Majesty", abgedruckt in

'The Illustrated London News', Oktober 1900.

 

Queen Victoria (1819-1901) hegte von Jugend an eine große Liebe zu Hunden. Würde man alle Hunderassen zusammenzählen, die zu ihren Lebzeiten die königlichen Räume oder die Royal Kennels durchwanderten, so könnte diese Liste eine recht beachtliche Länge annehmen. In den 1860er/70ern gelang es dann auch dem Collie ihr Interesse zu gewinnen.

 

Nun darf man sich diese Rassehundevertreter nicht als die Langhaar-Collies vorstellen, wie wir sie heutzutage zu sehen gewöhnt sind. Queen Victoria's Collies erinnern mehrheitlich an die sogenannten 'working collies', welche sich durch kräftigere Köpfe mit schwer gekippten Ohren auszeichneten und von kompakterer Statur, mit einem vergleichsweise noch recht kurzem Fell waren. Auch scheinen die royalen Collies nur ganz selten die Funktion von Gesellschaftshunden zugewiesen bekommen zu haben, welche die Queen in ihre Privaträume oder bei öffentlichen Auftritten bzw. auf Reisen als Gefährten begleitet hätten. Dieses blieb dann doch in der Regel den kleinwüchsigeren Hunderassen vorbehalten. Die Collies lebten vorrangig in den Royal Kennels, was der nun stetig steigenden Beachtung seitens der Allgemeinheit aber keinen Abbruch leistete. Wenn die Queen diesen Hunden ihren Gunst schenkte, dann konnte und wollte sich die große Gemeinde der Hundeliebhaber dem auch nicht verschließen.

 

Wie sehr Queen Victoria von den Collies angetan gewesen sein muß, belegt vielleicht auch die Registration von insgesamt 88 Collies unter ihrer Obhut. Keine andere Rasse in den Royal Kennels brachte es auf diese stattliche Anzahl. Die nächstgrößere Gruppe werden wohl die Terrier gestellt haben, von denen immerhin noch 57 Hunde in den Kennelaufzeichungen zu finden sind.

 

Gerne ließ sich die Queen mit einem ihrer Collies ablichten, um diese Aufnahmen als freundliche 'give aways' oder als Andenken- und Postkarten für die breitere Öffentlichkeit zu verwenden. Besonders die Collies Sharp und Noble errreichten so einen größeren Bekanntheitsgrad. Anzumerken wäre dazu, daß im Laufe der Zeit mehrere Collies diesen Namen trugen (es wurde dann einfach nur eine fortlaufende Nummerierung angehängt). Daher ist es leider nicht immer ganz eindeutig, welchen Sharp oder welchen Noble ein Foto nun gerade ausweist. Eines scheint jedoch allen gemein gewesen zu sein: es waren vornehmlich schwarze oder tiefbraune Hunde, die lediglich kleine weiße Abzeichen and der Brust und an den Läufen aufwiesen.

 


 

Es gibt allerdings auch diese zwei Kunstportraits eines royalen Collies names Oscar, welcher anscheinend dem modernerem Sable-Farbschlag schon sehr nahe kam und die uns heute so vertrauten collietypischen weißen Abzeichen trug. Das erste Bild wurde von der Künstlerin Frances Fairman angefertigt. Der Künstler des zweiten Bildes ist mir leider nicht bekannt. Sophie Gordon (Kuratorin der Royal Photograph Collection at Windsor Castle) war so freundlich, für mich nach konkreteren Angaben zu diesem Collie zu suchen. Sie teilte mir mit, daß zwei Collies unter diesem Namen in den Kennelbüchern vermerkt worden seien. Der erste kam 1892 in die Royal Kennels. Weitere Informationen waren leider nicht zu finden. Der zweite wurde 1895 in den Kennels geboren und noch im selben Jahr fortgegeben. Damit verlieren sich auch seine Spuren. Da der Collie auf den Portraits nicht wie ein Jungrüde aussieht, spricht doch viel dafür, daß es sich wohl um den erstregistrierten Oscar handeln wird.

 

 

Unter all den Collies von Queen Victoria befanden sich zumindest auch drei weiße Collies. Da war Nannie, bei der es sich eher um eine weiße Border Collie-Hündin mit noch farbigen Ohren gehandelt haben dürfte, die aber nur knapp fünf Jahre alt geworden sein kann. Dann gab es noch den weißen Collierüden Squire, den die Queen und ihr Sohn Prinz Edward VII. von den bekannten Züchtern J. & W.H. Charles aus Wellesbourne geschenkt bekamen und es gab die weiße Colliehündin Snowball. Von ihr existieren noch Portraits, u.a. dieses von der Künstlerin Maud Earl angefertigte.

 

Über die Kinder von Queen Victoria soll sich der weiße Collie zeitweise regelrecht zu einem begehrten Statusobjekt der High Society entwickelt haben. Anläßlich der Hochzeit von Prinzessin Beatrice mit Prinz Henry of Buttenberg, erhielt diese denn auch den weißen Squire als Hochzeitsgeschenk. Der spätere König Edward VII. und seine Frau Queen Alexandra hatten u.a. eine große Vorliebe für Windhunde, wobei Queen Alexandra die russischen Barzois besonders am Herzen gelegen haben müssen. Jedenfalls wurden tatsächlich Verpaarungen zwischen Collies und Barzois vorgenommen. Die meisten Nachkommen wurden als Familienhunde verschenkt, einige wurden aber auch ausgestellt. Großen Zuspruch fanden sie allerdings weder bei den Richtern noch bei den übrigen Ausstellern. Man könnte nun vermuten, daß auch in diesen Würfen einige weiße Welpen geboren wurden, die in entsprechenden Kreisen heiß begehrt waren. Ob nun als Barzois oder als Collies ausgewiesen - sei's drum - 'white was beautiful'.

***Text (c) Gabriele Bischof***